Eines der ältesten Denkmäler der Stadt steht in der Fidel-Kreuzer-Straße auf Höhe von Haus Nr. 11, das sogenannte Franzosenmarterl. Sein Name rührt von einer schaurigen Begebenheit aus dem Jahr 1800 her, als hier einquartierte französische Soldaten den Klosterbaumeister Georg Riedler beim nachhause gehen erschossen“. Das Votivbild wurde jetzt auf Veranlassung des Verschönerungsvereins erneuert. Mit einer Spende von 1.000,– Euro übernahm Vereinsmitglied Gabriele Stumpe großzügig die gesamten Kosten und erfüllte damit ein Legat ihrer verstorbenen Mutter, Elisabeth Charlotte Hoenen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Verein um den Erhalt des Marterls verdient macht. So wurde es zuletzt 2013 an seinen ursprünglichen Standort zurückversetzt, nachdem es über viele Jahrzehnte hinweg in eine Mauer am Fußweg zum Denkmalplatz eingelassen war. Michael Scharpf, der 1. Vorsitzende des Verschönerungsvereins, entdeckte auf einem Foto aus dem Jahr 1895 jedoch, dass es einst in Form eines kleinen Obelisken mitten auf dem Gehweg vor der damaligen ersten Villa Dr. Baumgartens stand – und damit sprichwörtlich im Weg war.
Im vergangenen Jahr befand sich die auf Blech gemalte Darstellung aufgrund von Witterungseinflüssen mittlerweile in einem schlechten, kaum noch leserlichen Zustand. Da es sich um ein eingetragenes Denkmal handelt, zog Scharpf den Kreisheimatpfleger Markus Fischer zu Rate. Seine fachliche Begutachtung brachte eine Überraschung zu Tage. Die Darstellung stammt nicht aus der Zeit der napoleonischen Kriege. Die Uniformen der französischen Soldaten entsprechen eindeutig der Ausführung, wie sie im Krieg 1870/71 getragen wurde. Es ist somit davon auszugehen, dass das Denkmal erst nach dem Sieg über Frankreich errichtet wurde. Die nächste Überraschung fand sich in einer Kurzeitung von 1956. Dort stand in einer kleinen Notiz zu lesen, dass die Votivtafel in dem Jahr neu angefertigt wurde. Und diese neue Tafel hielt die Heimatforscherin Maria Vögele mit ihrem Fotoapparat fest.
Für den Wörishofer Bildhauer und Künstler Heinrich Wolf diente das überlieferte Farbfoto aus den 1950er Jahren als willkommene Vorlage. So bunt und farbenfroh wie jetzt hatte man die dramatische Szene schon lange nicht mehr gesehen. Die eigenwillige Schreibweise wurde beibehalten, das Datum der ruchlosen Tat allerdings ließ der Verschönerungsverein korrigieren. August Filser, profunder Kenner der Klostergeschichte, hatte in den Pfarrmatrikeln geforscht und die entsprechende Eintragung gefunden. Die Übersetzung des lateinisch abgefassten Textes lautet: „Am 6. September starb der ehrenfeste Mann Johann Georg Riedler im Alter von 46 Jahren mitten in der Nacht um dreiviertel 12 Uhr eines plötzlichen und gewaltsamen Todes, ohne das Sakrament der letzten Ölung empfangen zu haben. Denn zum Lohn für seine lautere und stets gezeigte Gastfreundschaft kam er bei einem von den Franzosen verursachten Tumult, während er um Frieden zu stiften herbeieilte, durch eine feurige Kanonenkugel tödlich getroffen um“.